An Weihnachten 2001 hat Irschenberg weder einen festen Organisten, noch einen Kirchenchor. Um die Christmette dennoch festlich gestalten zu können, fragt H. H. Pfarrer Johannes Thiele bei einigen Irschenberger Bläsern nach, ob sie nicht die musikalische Umrahmung des Gottesdienstes übernehmen möchten. Nach kurzer Absprache und der Zusage von Anton Kremser, die Leitung zu übernehmen, macht man sich an die Musikantensuche. Innerhalb kurzer Zeit erklären sich 13 ortsansässigeBläser, davon 6 “Anfänger”, bereit, an dieser Aufgabe mitzuwirken und nach einigen Proben wird, trotz leichter Nervosität, ein schöner Weihnachtsgottesdienst gefeiert.
Kurze Zeit später kommt eine erneute Anfrage vom Irschenberger Trachtenvorstand Sepp Kröll, ob man nicht einen Gedenkgottesdienst anlässlich des 100-jährigen Bestehens des örtlichen Trachtenvereins musikalisch umrahmen könnte. Auch diese Aufgabe wird mit der bereits bewährten Mannschaft gemeistert.
Zu einem Fototermin des Trachtenvereins im April 2002 treffen die Musikanten schließlich ein weiteres mal aufeinander. Diesmal zwar ohne musikalischen Auftrag, aber bei diesem Anlass setzt sich eine bereits lange gehegte Idee durch: man könnte in Irschenberg wieder offiziell eine Blaskapelle gründen. Anton Kremser, ein erfahrener Blasmusikant, würde sich als Kapellmeister zur Verfügung stellen und ein Stamm von Bläsern ist durch die vorangegangenen Einsätze ja schon aktiviert. Diese Gelegenheit wird beim Schopf gepackt und so trifft man sich bereits am 6. Mai 2002 zur ersten regulären Probe beim Wirt in Loiderding.
Die Gründungsmitglieder der neuen Kapelle sind:
Anton Kremser – Bariton und Leitung
Magdalena Ransberger – Flöte
Lorenz Thrainer – Klarinett
Marinus Ransberger – Klarinette
Maria Waldschütz – Klarinette
Hans Stadler – Trompete
Josef Klingsbögl – Flügelhorn
Sepp Grundbacher sen. – Flügelhorn
Sepp Grundbacher jun. – Flügelhorn
Peter Thrainer – Tenorhorn
Bernhard Kirchberger – Tenorhorn
Sebastian Thrainer – Posaune
Martin Auracher – Posaune
Alois Thrainer – Baß
Anton Bichlmaier – Schlagzeug
Aber mit was proben? Die ersten Noten werden zwar von den Wöllkamer Musikanten, vom Dirigenten Anton Kremser und von Josef Klingsbögl zur Verfügung gestellt, aber damit kommt man natürlich nicht weit. Außerdem fehlen Notenmappen, Marschbücher und vieles mehr. In dieser Not beschließen die Musiker, einen Zuschussantrag über 500 € an die Gemeinde zu stellen. Bei der Behandlung dieses Punktes in der nächsten Gemeinderatssitzung meint Bürgermeister Schönauer nur: “Mit 500 € kemmt´s ja gar ned weit, mach ma liaba 1000,- und mia ham a glei a Musi für de Einweihung vom neuen Feuerwehrhaus”.
Zwischenzeitlich stellt sich die Frage nach einem geeigneten Probenraum. Der Wirt in Loiderding ist zwar sehr kooperativ, aber erstens steht der Saal nicht immer zur Verfügung, und zweitens hat der Wirt auch Übernachtungsgäste, die zu gegebener Zeit schlafen möchten. Da fällt dem Grundbacher Sepp ein, dass im Trachtenheim-Anbau noch ein Raum im ersten Stock frei ist. Nach unschwierigen Verhandlungen mit dem Trachtenverein können die Musikanten den Raum nach ihren Bedürfnissen ausstatten und als Probenraum dauerhaft nutzen.
Jetzt ist der Fleiß der Musikanten gefragt. Aber an dem fehlt es nicht, man erarbeitet sich ein ordentliches Repertoire und die ersten Engagements bleiben nicht aus. Kirchen- und Vereinsfeste, private Feiern, Firmeneinweihungen etc. stehen bald im Terminkalender der “Irschenberger Musi”. 2003 summieren sich die Einsätze der Musi neben 37 Proben auf 19 Auftritte und 2 sonstige Zusammenkünfte, 2004 schon auf 28 Auftritte neben 34 Proben. In dieses Jahr fällt auch der erste Musiauflug (nach Ybbsitz in Niederösterreich) und der erste Festzug für die neue Blasmusi: Die Musikkapelle Niklasreuth feier ihr 150-jähriges (!) Gründungsfest und lädt dazu auch die Irschenberger ein. Mit einem neuen, wunderschönen Musitaferl, das Lenz Thrainer geschreinert und Georg Ransberger gemalt hat, rücken die Musikanten nach Niklasreuth aus und ziehen mit Marschmusik durchs Dorf.
Die Zahl der Musikanten steigt bis Ende 2004 auf 20.
2005 schließlich nimmt die Irschenberg Musi ihr erstes Konzert in Angriff. Aber kein Konzert im herkömmlichen Sinn soll es sein. Eine Idee des Musimeisters weiterspinnend, bauen die Musikanten ein Floss, setzen es im Juli in den Messerer Weiher bei Schwamham und spielen darauf bei Fackelschein ihre Weisen. Das Publikumsitzt derweilen am Ufer und lässt bei Kerzenlicht und Verpflegung die Stimmung auf sich wirken. Selbige ist märchenhaft, kein Strom und keine fahrenden Autos, nur Blasmusik und Grillengezirp. Selber erleben kann nur jedem wärmstens empfohlen werden.
Im November 2010 kann die Irschenberger Musi schließlich in einen neuen Probenraum umziehen. Dankenswerterweise wird bei der Sanierung des alten Irschenberger Schulhauses von der Gemeinde ein größerer Raum im Erdgeschoss den Erfordernissen entsprechend ausgebaut (Schallschutz, Beleuchtung etc.) und der Kapelle zur Verfügung gestellt.
Leider musste dieser Raum nach ca. 10 Jahren wieder an die Schule zurückgegeben werden, weil steigende Schülerzahlen zusätzliche Räume im Schulhaus notwendig machten. Momentan behilft sich die Kapelle mit dem Irschenberger Pfarrheim und dem Trachtenheim als Probenlokal.
Das Ziel, wieder einen eigenen Probenraum zu haben, wird jedoch stetig verfolgt.
Auch durch eine zwischenzeitlich eingerichtete Bläserklasse, die von dem Trompeter Ludwig Lusky geleitet wurde, und durch Neuaufnahme von Musikanten, die zugezogen oder “reaktiviert” wurden, ist die Irschenberger Musi inzwischen auf rd. 30 Musikantinnen und Musikanten angewachsen.
Viele Einsätze hat die Blaskapelle inzwischen absolviert, fröhliche und traurige, Feste und Feiern, Hochzeiten, Beerdigungen, Ausflüge und Konzerte. In den wenigen Jahren ihres Bestehens ist die Irschenberger Musi zu einem festen Bestandteil des Gemeinde- und Vereinslebens geworden und aus diesem Umfeld nicht mehr wegzudenken.